Großer Erfolg im Münchner Stadtrat: Azubi-Werk auf den Weg gebracht!

Schon seit Jahren haben die Münchner Jusos immer wieder das Azubiwerk gefordert. Gerade in München ist es für junge Menschen in der beruflichen Ausbildung aufgrund von hohen Mietkosten kaum mehr möglich, in räumlicher Nähe zum Ausbildungsort zu leben oder ein selbstständiges Leben zu beginnen und bei ihren Eltern auszuziehen.

Zumindest ich kann mich noch gut daran erinnern: In den Kommunalwahlkämpfen 2008, 2014 und 2020 haben die Münchner Jusos speziell auf die Wohnraumproblematik von Azubis hingewiesen, waren dafür auf der Straße, an den Haustüren, haben im wahrsten Sinne des Wortes geschwitzt und gefightet. Jetzt darf ich allen Interessierten mit diesem Beitrag eine Erfolgsmeldung liefern: Am Freitag dem 27.11. hat die SPD-Stadtratsfraktion mit ihrem Antrag die Gründung des Azubiwerks auf den Weg gebracht. Bereits in der vergangenen Wahlperiode wurden erste Schritte auf den Weg, am Innsbrucker Ring ist ein erstes Azubiwohnheim entstanden, das zweite ist am Hanns-Seidel-Platz abschließend geplant, mit dem Bau wird 2021 begonnen.

Warum ist der jüngste Antrag so bedeutsam?

Mit dem Antrag haben wir die Verwaltung beauftragt die Gründung des Azubiwerks auf den Weg zu bringen. Das Azubi-Werk soll wie das wie das Studentenwerk für die wirtschaftliche Förderung und soziale Unterstützung von Auszubildenden in der beruflichen Ausbildung, Berufsfachschüler*innen und Schüler*innen an Fachakademien zuständig sein. Wir brauchen eine Dachorganisation, die mehr ist als ein weiterer Träger und mehr bietet als einfach nur Wohnraum. Das Azubiwerk soll einerseits durch die direkte Vergabe von bezahlbarem Wohnraum unterstützen, andererseits auch durch Beratungsprojekte am selben Ort helfen. Bereits in unserer Stadt vorhandene Strukturen dieser Art (wie bspw. das azuro, JiZ, das JiBB, etc.) wollen wir langfristig vernetzen und besser bündeln. Gleichzeitig soll das Azubi-Werk Mitbestimmung durch die Auszubildenden ermöglichen, zum Beispiel durch die Wahl von Bewohner*innenräte und die aktive Einbindung der Interessensvertretungen der Jugendlichen über die Gewerkschaftsjugend, den Kreisjugendring.

Mit dem Antrag haben wir einen politischen Dammbruch erreicht, weil es eine politische Absprache einerseits intern in unserer Fraktion, andererseits mit dem Koalitionspartner im Münchner Stadtrat gibt und damit eine Mehrheit für die Finanzierung sichergestellt ist. Das Azubiwerk wird real!

Welche Schritte liegen noch vor uns?

Im politischen Prozess ist Anträge stellen das eine, etwas umsetzen hat damit aber erstmal noch nicht so viel zu tun. Auf jeden Antrag folgt eine Beschlussvorlage, in der die Verwaltung, in unserem Fall das Amt für Wohnen und Migration im Sozialreferat, aufzeigt, was sie konkret machen wird. Die Erstellung und Behandlung dieser Beschlussvorlage müssen wir engmaschig betreuen. Da sind Simone Burger, unserer frühere stellv. Juso-Bundesvorsitzende und heutige DGB Chefin in München, wohnungspolitische Sprecherin und Hauptkämpferin für das Azubiwerk, sowie meine beiden Kolleginnen als Juso-Stadträtinnen, Barbara Likus und Lena Odell. Dazu werden wir auch auf die Jusos, DGB Jugend, den KJR und weitere Akteur*innen in dem ganzen Feld zugehen und mit ihnen weiter über die Ausgestaltung des Azubiwerks diskutieren.

Und wenn es das Azubiwerk in einer sinnvollen Rechtsform gibt und es Eigentümer*in der/des ersten Gebäude ist, dürfen wir natürlich weiter an seiner besseren Ausstattung arbeiten – gerade Azubis haben keine Lobby auf dem renditegetriebenen Wohnungsmarkt in München.

Ist jetzt alles gut – Azubiwerk und 365€-Azubiticket in einem und Jahr, was willst Du noch?

Natürlich ist nicht alles gut, es sind die Verhältnisse, die wir ändern müssen. Wir haben in München jedes Jahr fast 12000 neustartende Azubis und werden mit dem Azubiwerk bei weitem nicht alle erreichen. In Italien hat sich in den vergangenen Jahren der Trend völlig umgedreht: Junge Menschen bleiben länger bei ihren Eltern wohnen. Sie machen das nicht, weil es daheim immer so schön ist, sondern aus materieller Not. Ihnen fehlt schlicht das Geld auszuziehen. Das ist eine Beschränkung der Selbstständigkeit und eine ganz gefährliche Tendenz für eine Gesellschaft. In Deutschland wird das aufgrund der real in den vergangenen Jahren gesunkenen Einkommen aus Lohnarbeit und der – gerade in Städten – immer teurer werdenden Erstvermietungen ein warnendes Beispiel und ein riesiges Problem.

Wir müssen weiter daran arbeiten, die Situation junger Menschen, gerade derjenigen in Ausbildung zu verbessern. Die Arbeitsbedingungen (Mindestausbildungsvergütung erhöhen, Mitbestimmungsrechte ausbauen, mehr Ausbildungsplätze und Weiterentwicklung des dualen Systems, Ausbildungsplatzumlage und die Unternehmen in Verantwortung nehmen) und Lebensbedingungen (mehr bezahlbaren Wohnraum durch weitere Investitionen z.B. in das Azubiwerk, aber v.a. auch Änderungen der Mieten- und Bodenpolitik auf Bundesebene; weitere Verbesserungen bis hin zum MVVforFree, weitere Ausbau der Beratungs- und Unterstützungsangebote) sind bei weitem noch nicht perfekt. Und es ist die Aufgabe der Jusos weiterhin Druck zu machen, auf die Partei und auf die Fraktion im Stadtrat!

Deswegen kämpfen wir als Jusos und als SPD als Teil der Arbeiter*innenbewegung, gegründet um die Lebens- und Arbeitsbedingungen der arbeitenden Jugend und Bevölkerung zu verbessern, auch weiter dafür!